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Multiperspektivische Urteilsbildung mit der 6-Hüte-Methode

Beschreibung des Lehrkonzepts

Die Sechs-Hüte-Methode geht zurück auf Edward de Bono („Six Thinking Hats“). Sie gilt als Kreativitätstechnik zur Entwicklung neuer Ideen bzw. Konfliktlösung mittels multiperspektivischer Gruppendiskussionen. Hier wird sie in leichter Veränderung für die Ethiklehre vorgestellt.

Die Teilnehmenden werden mittels Zuteilung eines farbigen Hutes (Karte/Symbol) einer von sechs unterschiedlichen Rollen/ Perspektiven in Bezug auf eine ethische Konfliktfrage zugeordnet, finden zu ihrer Perspektive passende Argumente und wenden diese in einer abschließenden Gruppendiskussion an. Sie fordert von den Teilnehmenden, einen vorgegebenen und ggf. bisher nicht vertrauten Blickwinkel auf ein Thema einzunehmen und so von bisherigen Denkmustern abzuweichen.

Die Methode bietet sich an, ein zuvor besprochenes ethisches Konfliktthema aus verschiedenen Blickwinkeln differenziert zu diskutieren. Auf diese Weise entwickeln die Teilnehmenden ein besseres Verständnis für die unterschiedlichen Positionen und Lösungsansätze des thematisierten Konfliktes und vertiefen damit ihre Kenntnis zu den Grundlagen des Konflikfeldes. Indem die Teilnehmenden Perspektiven vorgegeben bekommen, setzen sie sich bewusst mit Positionen und Argumentationen auseinander, die ggf. nicht der eigenen entsprechen und entwickeln ggf. hierfür Verständnis. Eine einseitige oder unreflektierte Sicht auf das Thema wird damit verhindert. In dieser Form von angeleiteter Auseinandersetzung differenzieren sie ihre eigene Position zu dem Thema aus.

Erforderliche Vorkenntnisse für die Durchführung des Lehrkonzepts

Grundkenntnisse über das zu diskutierende Konfliktthema und den Kernkonflikt , erreichbar über

  • vorangehenden Impulsvortrag durch Lehrperson oder eigenständige vorherige
    • Lektüre
    • Online-Aufgaben
    • Verschriftlichungen (z.B. Hausarbeiten)
    • Recherchearbeit

Durchführung der Lehre

Vorbereitung

Die Lehrperson teilt die Gesamtgruppe zunächst durch Zuteilung von „Denkzetteln“ und Karten in den sechs Farben in sechs Untergruppen auf und erläutert Fragestellung und Methodik. Hierbei werden die Rollen, die durch die verschiedenfarbigen Karten repräsentiert werden, erklärt. Den einzelnen Farben kommt jeweils folgende Bedeutung zu:

Sechs Farben -sechs Gruppen – sechs Positionen

weiß: Konzentration auf Tatsachen: neutrales Sammeln von Zahlen, Daten, Fakten

objektiv: Informationen ohne Wertung oder Emotionen, keine persönliche Meinung.

rot:    Konzentration auf Emotionen: subjektiv und emotional, bewusst unreflektiert, persönliche Meinung, durchaus kontrovers d.h. positive wie negative Gefühle, z.B. intuitive Angst, Freude, Zweifel, Hoffnung, Ablehnung.

schwarz: pessimistische Konzentration auf die objektiv negativen Aspekte: Bedenken, Zweifel, Einwände, Risiken, d.h. sachliche Argumente gegen ein Vorgehen (immer sachliche Ebene einhalten: keine persönlichen Gefühle)

gelb: optimistisch offen: optimistische Konzentration auf die objektiven positiven Aspekte: Chancen, Vorteile, Pluspunkte, realistische Hoffnungen und erstrebenswerte Ziele, d.h. sachliche Argumente für ein Vorgehen (immer sachliche Ebene einhalten: keine persönlichen Gefühle)

grün: innovativ, kreativ, assoziativ, konstruktiv: Suche nach neuen Ideen oder möglichen Alternativen, unabhängig davon, wie verrückt oder unrealistisch die entstehenden Konzepte sind.

– blau: ordnend, strukturierend, moderierend: Eingangsfrage/ Zwischenfragen an alle oder spezielle Gruppen überlegen, Gesamtüberblick über den Diskussionsprozess: Big Picture. Während der Diskussion Argumente anordnen, nachfragen, Gruppen ins Gespräch bringen. Abschlusszusammenfassung

Arbeit in Untergruppen

Sobald die Teilnehmenden mit ihren Farben bzw. Rollen vertraut sind, beginnt die Arbeit in den durch die Farbzuteilung gebildeten Untergruppen. Diese läuft in drei Schritten ab:

  • 1. Brainstorming: Sammeln von Gedanken und Argumenten, die der der Gruppe zugeteilten Farbe und damit verbundenen Position entsprechen. Dokumentation auf dem „Denkzettel“
  • 2. Recherche in geeigneten online verfügbaren Quellen nach weiteren für die Farbe bzw. Position passenden Argumenten. Dokumentation auf dem „Denkzettel“
  • 3. Zusammenfassung von Argumenten und Übertragung in Stichworten auf die ausgegebenen Farbkarten.

Gruppendiskussion

Die Lehrperson führt auf die Fragestellung hin und eröffnet die Diskussion.

Die Gruppe blau übernimmt die Moderation nach dem zuvor vorbereiteten Ablauf.

(alternativ: Verzicht auf Gruppen blau, und die Lehrperson übernimmt die Strukturierung und Moderation der Diskussion)

Material zur Umsetzung des Lehrkonzepts

Quellen

De Bono, Edward (1990). Six Thinking Hats. London: Penguin Books

https://teachingtools.uzh.ch/de/tools/sechs-huete-methode